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Stilistische Wirkung indefiniter Nominalphrasen in einem literarischen Text oder Implikatur durch die Vermeidung definiter Nominalphrasen

Yasunori Sumidai


Seiten 213 - 241



Im Allgemeinen wird in einer Erzählung durch die Referenz mit einer indefiniten Nominalphrase (NP) ein ganz neues Objekt in die Erzählwelt eingeführt. Im Verlauf der Erzählung wird aber manchmal auf eines der Objekte, die schon in die Erzählwelt eingeführt worden sind, erneut mit einer indefiniten NP referiert, das heißt, der Referent wird dadurch vereinzelt in Szene gesetzt. Da der Text in diesem Fall wegen des Zusammenhangs zwischen den Referenzobjekten kohärenter wirkt, wird diese Interpretationsweise präferiert, auch wenn die möglichen Referenten der indefiniten NP in der Erzählung nicht explizit erwähnt worden sind. Während der Referent in beiden Fällen nicht identifizierbar ist, wird der Referent einer indefiniten NP identifiziert, wenn sie prädikativ gebraucht wird. Allerdings scheint sich der Interpretationsprozess dabei von dem bei der definiten NP zu unterscheiden. In „Tristan“ von Thomas Mann ist noch eine weitere Gebrauchsweise der NP zu finden, wobei die Identifikation des Referenten durch die Deskription der NP erfolgt, obwohl sie mit einem indefiniten Artikel eingeleitet wird. In der Regel sollte dabei ein definiter Artikel gebraucht werden. Eine solche indefinite NP wirkt als ein stilistisches Mittel, damit der betreffende Referent (aus einer bestimmten Perspektive) ganz fremd erscheinen kann.

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