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Kontexte und Skalen: zum Bedeutungswandel von ‚billig‘

Volker Harm


Seiten 457 - 471



Das Adjektiv billig, das zunächst ‘angemessen’ bedeutet hat und sich im 19. Jahrhundert zu ‘preisgünstig’ entwickelt, wird häufig als Standardbeispiel für grundlegende Prozesse des Bedeutungswandels angeführt, insbesondere für die Relevanz von Kollokationen und kommunikativen Kontexten (hier der Kollokation billiger Preis im Kontext der Warenwerbung). Eine erneute Auseinandersetzung mit der Wortgeschichte von billig im Rahmen der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm kann zeigen, dass weder der Kollokation billiger Preis noch dem Kontext der Warenwerbung die entscheidende Rolle im semantischen Wandel zukommt, die ihnen von der Forschung bisher zugesprochen wurde. Für den Übergang von ‘angemessen’ zu ‘preisgünstig’ wird stattdessen ein zweistufiger Wandel plausibel gemacht, bei dem sich vor allem die skalare Relation zwischen den Eigenschaftskonzepten ‘angemessen’, ‘preisgünstig’ und ‘teuer’ als Schlüssel für das Verständnis dieses vieldiskutierten semantischen Wandels erweist.

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