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Formelhafte Sprache in den althochdeutschen und altsächsischen Beichten

Johannes Gottwald


Seiten 445 - 476



Die aus der Zeit des Althochdeutschen stammenden Beichten gehören zu den wenigen frühmittelalterlichen Textsorten, die eine überregionale Verbreitung erfahren haben. Ein auffälliges Merkmal aller bis heute überlieferten Texte ist ihr formelhafter Charakter, die Verwendung von einander sehr ähnlichen Textversatzstücken, die lange Zeit die Vermutung schürten, dass alle althochdeutschen Beichttexte auf einen gemeinsamen Archetyp zurückzuführen sind. Der vorliegende Beitrag hingegen möchte die Verwendung formelhafter Elemente in den Beichten als Indiz für die Herausbildung von textsortenspezifischen Formulierungstraditionen nachweisen, die nicht zwangsläufig auf gemeinsame Archetypen, sondern vielmehr auf ein überregionales Bewusstsein für bestimmte Formulierungsmuster schließen lassen. Damit stehen die Ergebnisse dieser Untersuchung keineswegs im Widerspruch zur älteren Forschung, sondern präsentieren einen anderen Erklärungsansatz für die Existenz übergreifend vorhandener Formulierungsähnlichkeiten in den Beichten.

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