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‚einen slac slân‘. Kognate Objekte und figura etymologica in der deutschen Sprachgeschichte

Nikolaus Ruge


Pages 413 - 452



Ältere Sprachstufen des Deutschen, namentlich die Überlieferung des Mittelhochdeutschen, zeichnen sich gegenüber der neuhochdeutschen Gegenwartssprache durch eine höhere Akzeptabilität von Ausdrücken mit stammverwandten Elementen wie der figura etymologica (mhd. mit îliclîcher île vs. nhd. *mit eiliger Eile) oder ihrem häufigen Spezialfall, dem kognaten Objekt (mhd. einen slac slân vs. nhd. *einen Schlag schlagen) aus. Die vorliegende Studie untersucht die Bedingungen, unter denen sich seit dem Mittelhochdeutschen, vor allem aber im Frühneuhochdeutschen der Abbau solcher Konstruktionen zugunsten von Kombinationen nicht-stammverwandter Elemente (mhd. slac tuon statt slac slân) vollzieht. Im Mittelhochdeutschen zeigen sich zwar punktuelle Ansätze, Ausdrücke mit kognatem Objekt zu eliminieren. Genauso begünstigen aber etwa das Aufkommen bestimmter literarischer Moden (geblümter Stil) oder spezifische Bedingungen der Textkonstitution (Übersetzung) die Beibehaltung von Ausdrücken mit stammverwandten Elementen. Im Frühneuhochdeutschen gewinnt die Entwicklung an Übersichtlichkeit. Die Akzeptabilität von Konstruktionen mit kognatem Objekt wird – gegen den zeitgenössischen Usus – auf wenige Texttypen eingeschränkt (namentlich Übersetzungen der poetischen Passagen des Alten Testaments), während der Rückgang im Gebrauch von einer zunehmenden Abwertung von Seiten der präskriptiven Tradition begleitet wird. Diese scheint zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit dem parodistischen Einsatz von Ausdrücken mit stammverwandten Elementen in Cervantes’ „Don Quijote“ als sprachübergreifender Konsens etabliert.

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