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Die Rolle der Frequenz in der Grammatikalisierung: lange Passive mit ‚by‘ im Englischen

Peter Petré


Pages 251 - 280



Zusammenfassung: Dieser Beitrag untersucht die Grammatikalisierung von ‚by‘ als Markierer des präpositionalen Agens in der Passivkonstruktion im Mittel- und Frühneuenglischen. War ‚by‘ anfangs noch ein marginaler Konkurrent zu Präpositionen wie from, through, of, with, wurde es ab dem Spätmittelenglischen zur Standardpräposition. Der Beitrag untersucht einzelsprachliche Faktoren, die die Wahl der Präposition beeinflussten. Ursprünglich wurde das Passiv eingesetzt, um das Agens in den Hintergrund zu stellen. Während der mittelenglischen Zeit erwarb das Passiv jedoch eine allgemeinere Diskursfunktion, eine Entwicklung, die auf die neu entstandene Voraussetzung zurückgeht, die erste Satzstelle mit einem Topik auszufüllen, das auch Subjekt ist. Wenn das Patiens das Topik ist, kann eine Passivkonstruktion verwendet werden, um dieser neuen Voraussetzung gerecht zu werden. Diese Entwicklung bewirkt unter anderem, dass sich die Menge möglicher Subjektreferenten erweitert, darunter auch auf immer mehr unbelebte Subjekte. Bekannte damit verbundene Entwicklungen sind die Entstehung des Präpositional- und Rezipientenpassivs. Die Rolle der Präposition der Agensphrase in dieser Entwicklungsgeschichte ist bisher jedoch wenig erforscht. Die Untersuchung zeigt, dass ‚by‘ deutlich häufiger als andere Präpositionen mit unbelebten Subjekten eingesetzt wird. Diese stärkere Assoziation gab ‚by‘ wohl einen Vorsprung, was schließlich zu seiner Grammatikalisierung führte. Aus theoretischer Sicht zeigt der Erfolg von ‚by‘, wie Frequenzunterschiede in der Anfangsdistribution zwischen Konkurrenten den Verlauf der Grammatikalisierung einer einzelnen Konstruktion mitbestimmen können.

Abstract: This article focuses on the grammaticalisation of ‚by‘ as the marker of the prepositional agent in the passive in Middle and Early Modern English. Initially ‚by‘ was merely a marginal competitor of prepositions such as from, through, of or with. However, from late Middle English onwards it evolved into the default. This contribution analyses languagespecific factors that influenced the choice of preposition. Originally the passive construction was used to background the agent. During Middle English, however, the passive acquired a more general discourse function, a result of a newly developed requirement to start the clause with a topic, which is also the subject. Whenever the patient was the topic, a passive could be used to meet this new subject-topic requirement. This development leads, among other things, to a rise in the range of subject referents, including ever more inanimate subjects. Well-known related developments are the emergence of prepositional passives and recipient passives. Yet the role of the preposition of the agent in this story has been little researched. The analysis shows that ‚by‘ correlates significantly more often with inanimate subjects than other prepositions. This stronger association is likely to have given a head start to ‚by‘, which eventually led to its grammaticalisation. Theoretically the success of ‚by‘ shows how frequency differences in the initial distributions of competitors may influence the course of grammaticalisation of a single construction.

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