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Zeit-Muster in frühneuzeitlichen Fremdsprachenlehrwerken zwischen Tradition und Variation

Natalia Filatkina


Seiten 319 - 342



Zusammenfassung: Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage der Produktivität von Mustern bei Darstellungen des Konzepts ‚Zeit‘ in den so genannten Sprachbüchern oder Fremdsprachenlehrwerken der Frühen Neuzeit. Diese Quellen haben trotz einiger Untersuchungen nicht die Aufmerksamkeit der sprach- und kulturhistorischen Forschung genossen, die ihnen gebührt. Als seltene Quellen dieser Art gewähren sie Einblicke in die Vermittlung von vormodernen Vernakularsprachen im frühneuzeitlichen Europa und folglich auch in die damalige Mehrsprachigkeit. Der weitere Wert der Fremdsprachenlehrwerke besteht in ihrem musterhaften Aufbau. Musterhaftigkeit wird dabei nicht ausschließlich im sprachlichen Sinn diskutiert, sondern auch als eine außersprachliche Kategorie, als Traditionen der lateinischen und deutschsprachigen Lexikographie und Grammatikographie, die in den frühneuzeitlichen Lehrwerken tradiert, aber auch modifiziert, variiert, didaktisiert und in diesem Sinn neukontextualisiert werden. Um diese These nachzuweisen, werden Beispiele aus dem Bereich der Darstellungen von ‚Zeit‘ aus den lexikalischen, dialogischen und grammatischen Teilen der Lehrwerke angeführt. Es wird ferner gezeigt, dass selbst die Materialität der Quellen den sich in der Frühen Neuzeit verändernden Zeitvor- und -einstellungen Rechnung trägt.

Abstract: The article deals with the question of the productivity of patterns (German: Muster, Musterhaftigkeit) in the representations of the concept of ‚time‘ in the early modern manuals for teaching vernacular foreign languages. Despite a few studies, these sources have not yet received the scholarly attention that they deserve. The manuals provide insights into the teaching practices of early modern vernacular languages in Europe and consequently into the multilingualism of the time. One of the values of the manuals consists in the underlying pattern structures. The notion of patterns is discussed not purely in the linguistic sense here, but rather as an extra-linguistic category, and more precisely as traditions of Latin and German language grammar books and dictionaries. On the one hand, these traditions are handed down in early modern textbooks, but on the other hand, they are modified, varied, adapted to the early modern didactic purposes and therefore re-contextualized. To prove this observation, examples from the field of representations of the concept of ‚time‘ from the lexical, dialogical and grammatical parts of the textbooks are given. As the paper shows, even the materiality of the sources takes account of the changing pre-modern conceptualizations of and attitudes towards time.

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