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Texthermeneutische Zugänge und Reflexionen zum Diskursraum des Gettos Litzmannstadt anhand der komplexen Großtextsorte ‚Getto-Tageschronik‘

Friedrich Markewitz


Seiten 377 - 406



Zusammenfassung: Während die Sprachwissenschaft schon früh die verschiedenen Facetten des Sprachgebrauchs während des Nationalsozialismus im Sinne einer Tätersprache aufgearbeitet hat, sind Reflexionen der kommunikativen Strategien sowie textuellen Zeugnisse der jüdischen Opfer bis heute nur teilweise erfolgt. Auch kann eine Schwerpunktsetzung auf den Kommunikationsraum des Lagers bzw. der KZs beobachtet werden, während die sprachlichen Handlungen und Kommunikate der Gettos ungleich weniger zum Gegenstand gemacht wurden. Texttypologische sowie -hermeneutische Überlegungen, die die Anpassung von Textsorten an die Gegebenheiten der Gettoisierung in den Blick nehmen, liegen allenfalls in Ansätzen vor. Ziel dieses Aufsatzes ist es, anhand einer spezifischen Textsorte, der ‚Getto-Tageschronik‘, und eines spezifischen Diskursraums, des Gettos Litzmannstadt, Möglichkeiten aufzuzeigen, inwiefern texthermeneutische Zugänge dazu dienen können, die Vielfältigkeit der kommunikativen Strategien der jüdischen Opfer aufzuzeigen und diesen eine Stimme zu geben.

Abstract: Linguistics began early on to examine the various facets of the application of language- use during National Socialism in the sense of a perpetrator’s language. The reflection on communicative strategies and the textual testimonies of the Jewish victims has only been partially carried out. There is also an emphasis on the communicative space of the concentration camps, while the communicative practices and communicative messages of the ghettos have been made much less the subject of discussion. Considerations of a text typology or hermeneutics, which takes the transformative level of the adaptation of the text types to the conditions of ghettoization into account, are at best only present in rudimentary form. The aim of this article is to use a specific type of text, the ghetto chronicle, and a specific discourse space, the Litzmannstadt ghetto, to show the extent to which approaches to textual hermeneutics can serve to demonstrate the diversity of communicative strategies of Jewish victims and to give them a voice.

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