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Gender(un)gerechte Personenbezeichnungen: derzeitiger Sprachgebrauch, Einflussfaktoren auf die Sprachwahl und diachrone Entwicklung

Carla Sökefeld


Seiten 111 - 141



Zusammenfassung: Im derzeitigen Sprachgebrauch des Deutschen existieren verschiedene Strategien zur gendergerechten nominalen Personenbezeichnung nebeneinander, treten jedoch nicht unbedingt gleich häufig auf und werden auch nicht von allen Sprecher*innen gleichermaßen akzeptiert und genutzt. In diesem Beitrag wird der aktuelle schriftliche Sprachgebrauch genderübergreifender Personenbezeichnungen korpuslinguistisch anhand von Zeitungs- und Blogtexten untersucht sowie die diachrone Entwicklung einiger Sonderformen analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass genderübergreifende Maskulina immer noch sehr häufig verwendet werden, wobei sich textsorten- und publikationsspezifische Unterschiede feststellen lassen. Außerdem herrscht eine hohe Vielfalt an (textinterner) Variation. Diese textinterne Variation zwischen genderübergreifenden Maskulina und Vermeidungsformen folgt z. T. verschiedenen semantisch-pragmatischen und grammatikalischen Mustern. In den Jahren 2000 – 2019 sind außerdem reine Sichtbarmachungsformen von Frauen eher zurückgegangen, während die Verwendung des Gendersternchens, das neben Frauen auch nicht-binäre Personen miteinbeziehen soll, besonders in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Abstract: Various strategies for gender-inclusive personal nouns in German exist side by side in current language use, but these do not occur equally frequently, nor are they accepted and used equally by all speakers. This article examines the current written usage of personal nouns used to refer to more than one gender on the basis of a corpus of newspaper and blog texts, as well as the diachronic development of a few special forms. The analysis shows that masculine forms are still used very frequently to refer to mixed-gender groups, although there are differences specific to the type of text and the publication. Furthermore, there is a high degree of variation, even within a single text. This text-internal variation between generic masculines and avoidance strategies sometimes follows different semantic-pragmatic and grammatical patterns. In the years from 2000 to 2019, strategies used to make only women visible have declined, while the use of the asterisk, which aims to include non-binary people as well as women, has increased greatly in recent years.

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