Weiter zum Inhalt

Der Ersatz ‚von dem attributiven Genitiv‘ in der Schriftsprache: historische und korpuslinguistische Problemfelder

Konstantin Niehaus


Seiten 287 - 310



Die Geschichte des attributiven Genitivs ist bisher noch nicht umfassend untersucht. Zu seinem Ersatz in der deutschen Schriftsprache herrschen zuweilen gegensätzliche Positionen: Die erste Ansicht wäre, es sei ein Rückgang des adnominalen Genitivs aufgrund von ‘Konkurrenz-‘ beziehungsweise ‘Ersatzformen’ zu verzeichnen, gegenüber der zweiten Ansicht, aufgrund vordringenden Nominalstils handle es sich eher um einen Anstieg. Dieser Beitrag zeigt eine diachrone Analyse von Genitivattributen in Zeitungstexten, um einen Beitrag zur Diskussion um den Schwund zu liefern und um mögliche Wandelerscheinungen näher zu beleuchten. Dazu wurden die Zeitungen des GerManC-Korpus (1700-1800) und das TiGer-Korpus (Gegenwartssprache) untersucht, ersteres ‘per Hand’, letzteres über eine automatische Suchsyntax. An einigen Beispielen wird gezeigt, dass zwar tatsächlich Ersatzformen existieren, das Genitivattribut aber immer noch als Regelfall gilt. Nicht einmal die von-Phrase kann als ‘Konkurrenzform’ beschrieben werden. Vielmehr wird der Ersatz in hohem Maße durch den Einfluss von Stilebene und nur zum Teil von grammatischen oder semantischen Restriktionen relativiert. Die Analyse veranschaulicht zudem, wo die Probleme liegen, Genitive und deren Ersatzformen im Allgemeinen und korpustechnisch einander zuzuordnen.

Empfehlen


Export Citation