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‚Sein‘. Eine genealogisch-typologische Fallstudie über das Verbum substantivum Beitrag

Michail L. Kotin

Sprachwissenschaft, Jahrgang 39 (2014), Ausgabe 1, Seite 1 - 52

Die Existenzsemantik des Verbs ‚sein‘ involviert sowohl die ‘reine’, unvermittelte als auch die vermittelte Existenz. Die letztere scheint die genuine Bedeutung von sein und seinen Entsprechungen in anderen Sprachen gewesen zu sein, sodass dieses Verb ursprünglich zwei Ergänzungen gebunden hat. Das einstellige ‚sein‘ erscheint als Ergebnis einer Interpretation der kodierten Existenz als absolutes und höchst abstraktes Phänomen, was die Tilgung der rechten Leerstelle auslöst. Das Verb ‚sein‘ als Marker einer vermittelten Existenz entwickelte allmählich die Auxiliar- beziehungsweise Quasi-Auxiliarfunktion durch Reinterpretation seiner genuinen Semantik. Allerdings war der Grammatikalisierungsprozess im Deutschen nicht einfach und hat nicht zu einem völligen Verlust der ursprünglichen Bedeutung von ‚sein‘ geführt. In den meisten Konstruktionen mit partizipialen Komplementen behält es weiterhin seine Existenzsemantik, die unter anderem dank den aspektualen beziehungsweise aktionalen Eigenschaften (Perfektivität) und der Transitivität des infiniten Komplements fortlebt. Andererseits führt Durativität in Verbindung mit Intransitivität die Auxiliarisierung von ‚sein‘ und Grammatikalisierung der behandelten Gesamtperiphrase herbei.

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