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Zur Genese einer Regel zwischen Wort und Syntagma: die Anfänge bedeutungsunterscheidender Zusammenschreibung bei Adjektiv-Verb-Verbindungen

Kerstin Güthert


Seiten 155 - 186



Zusammenfassung: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach Ursprung und Genese der im geltenden amtlichen Regelwerk niedergelegten Regel, die eine Zusammenschreibung von Adjektiv-Verb-Verbindungen bei Vorliegen einer nicht literalen Bedeutung vorsieht. Ausgangspunkt bilden dabei Sprachtheoretiker und Akteure wie Johann Christoph Adelung, Wilhelm Wilmanns und Konrad Duden, die die Diskussion beherrscht und (dadurch) maßgeblich die erste gesamtdeutsche Rechtschreibregelung im Jahre 1902 mitgestaltet haben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung der Rechtschreibregelung in den orthographischen Wörterbüchern. Erst in dieser zeigt sich, inwiefern der gefundene Kompromiss trägt und inwieweit sich die Beteiligten daran gebunden fühlen, in Sonderheit Duden, der mit seinen Wörterbüchern alsbald eine marktführende Position einnahm und über dessen Duden-Rechtschreibung die Regel einer bedeutungsunterscheidenden Zusammenschreibung bei Adjektiv-Verb-Verbindungen letztlich für alle verbindlich wurde.

Abstract: The article examines the origin and genesis of the rule laid down in the current official spelling rules, which provides for the spelling of adjective-verb compounds as one word in cases of non-literal senses. It first outlines the important contributions of linguistic theorists and actors, such as Johann Christoph Adelung, Wilhelm Wilmanns and Konrad Duden, in the development of the first German-wide spelling conventions in 1902, before focussing on the implementation of the spelling rules in orthographic dictionaries. Only through the analysis of these strategies of implementation does it become clear to what extent the compromise reached at the Second Orthographical Conference was sustainable and to what extent those involved felt bound by it, in particular Duden, whose dictionaries soon assumed a market-leading position. This meant that the Duden orthographical conventions ultimately decided that the meanings of adjective-verb constructions change based on compound or separate spelling.

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